Heuer haben zwei Freundinnen und ich uns vorgenommen, die gesamten Stadtwanderwege Wiens abzuwandern. Da wir alle auf dem selben Konditionslevel sind, nämlich “null”, haben wir uns entschieden, mit dem leichtesten anzufangen.

Eckdaten

  • Länge: ca. 13 km
  • Dauer: ca. 3-4 Stunden (reine Gehzeit, ohne Einkehren…)
  • Schwierigkeitsgrad: Leicht (auch für Sportmuffel, Wege sind teilweise asphaltiert)
  • Navigation: auch mobil möglich mit wien.gv.at
  • Stempelstelle: Bierinsel
  • Start/Ende: Praterstern (Unterführung zur Prater Allee)

Unser Vorsatz: einen Stadtwanderweg pro Monat. Das heißt wir mussten im Jänner anfangen, damit wir alle elf Wege unterbringen. Unsere größte Sorge war das Wetter… zwei Tage vor unserem Ausflug bibberte man bei -10 Grad in der Früh um die Wette. Glücklicherweise hat uns aber der Wettergott lieb und bescherte uns flauschige plus 2 Grad.

Nach der typischen fraulichen Diskussion “Was ziehe ich an”, in diesem Fall aber eher drunter, entschieden wir uns für dicke Strumpfhosen aus mangel an langer Unterfiffis bzw. mintgrünen Thermounterwäsche. Sehr schick.

Um 11 Uhr war Treffpunkt beim Praterstern mit Einkehrschwung zum McDonalds… Ohne Kaffee geht schonmal gar nichts.

Anschließend machten wir uns auf die Suche nach den berühmten Holzschildern. Mehr als 12 Jahre wohne ich nun schon in Wien – eineinhalb Jahre sogar in unmittelbarer Nähe vom Praterstern, aber NIE sind mir diese Schilder aufgefallen… Vielleicht lag es auch daran, dass ich es nie bis in die Prater Allee geschafft und immer im Prater hängen geblieben bin.

Die erste Strecke ist gut zu gehen… Immer gerade aus… Vorsicht aber vor der ersten Abzweigung, die kommt sehr überraschend und man neigt im Gespräch dazu geradeaus weiterzulaufen. Auf gut Deutsch, die Dritte im Bunde weiter vorne abholen und dann wieder brav zurück auf den Weg… schließlich müssen wir ja die genaue Strecke zur Dokumentation zurücklegen.

Nächster Tipp sind Spikes. Die Wege sind nicht geräumt und darauf wird auch brav hingewiesen. Wir hatten somit zwei Optionen. 1. “No risk, no fun” – im Ententanz stur dem Weg folgen oder 2. rechts/links auf der Wiese gehen. Meine Freundinnen entschieden sich für Letzteres, was definitiv die bessere Lösung war. Ich vertraute auf mein starkes Profil, dem dann doch nicht zu trauen war und zur Unterhaltung der anderen.

Der Weg ist sehr gut beschildert, führt (bis auf den Anfang) auf Seitenwege und zeigt Einem mal eine andere “Landschaft” als die man sonst von der Allee kennt. Vorbei an kleinen Bächlein, Baseballvereinen und über verspielte Brücken kamen wir beim Lusthaus an.

Das Wetter konnte sich gerade zwischen Schnee und Regen nicht entscheiden, also nahmen wir es als Einladung zum ersten Einkehrer an.

In der Gegend um das Lusthaus gibt es drei Restaurants: das Lusthaus – fürs elegante Volk,  das Jägerhaus – für Gasthausliebhaber mit Reservierung und die Bierinsel – für spontane und urige Geher. Da wir weder elegant, eher nass und gatschig, noch reserviert hatten, empfing uns die Bierinsel. Ein Gasthaus, das seinen Charme seit sicher 30 Jahren beibehalten hat und uns erfreulicherweise viel Gesprächsstoff geliefert hat. Abgesehen davon, dass ich leider übersehen hatte, dass hier die Stempelstelle für meinen Wanderpass war, stellte sich schon der Gang aufs WC als ein Erlebnis heraus. Und weil ich an diesem Tag ,warum auch immer, blind aufs Herrenklo abbog (passierte mir auch am Start beim McDonalds), kann ich auch für die Männer einen Tipp abgeben: Geht nur, wenn ihr unbedingt müsst…

Solange man keine Cevapcici (waren aus) möchte, bekommt gutes Essen, wie Leberknödel- und Fritatentensuppe, geröstete Knödel mit Ei usw.. Und, man wird, ob man will oder nicht, zum Preisschnapsen (Preis: u.a. ein DVD-Recorder) eingeladen. Für uns drei Vollblut-Streamer leider nicht wirklich Anreiz genug.

Wenn man sich dann auch noch den Fauxpas leistet und einen Stammgast um die Rechnung bittet ist, man dort schnell das Highlight des Tages. Nettes Volk.

Der Regen hatte aufgehört, die Bäuche waren gefüllt und die Annäherungsversuche sind erfolgreich wegkomplimentiert worden… es war Zeit weiterzugehen.

Meiner Meinung nach beginnt ab hier der richtige “Wander”-weg. Die Strecke davor war auch schön, aber eher ein “Spazier”-weg. Die komplette hintere Runde schlängelt sich durch den Wald und erinnerte sehr an die Au. Vorbei an einem Baumstamm, der aussah wie ein kleiner Ayers Rock und einem Reitstall entdeckten wir zwei Holzvorrichtungen, die über und über mit “Souvenirs”, wie 10-Groschen-Stücke, Nägel Metallherzen und diversen Eigenkreationen bedeckt waren. Sehr romantisch, im Sommer komme ich wieder. Dort muss ich mich natürlich auch verewigen.

Der Rest des Weges führte uns im Zickzack wieder zurück zur Lusthaus-Straße, vorbei an der Kapelle Maria Grün und durch Tunnel mit tollen Graffitis unter der Bahnstrecke und der Südost-Tangente.

Leider geht im Jänner die Sonne ziemlich bald unter. Und drei Frauen mit starken Entdeckungsinstinkt können schon mal die Zeit vergessen. Trotzdem kamen wir in der Dämmerung, mit perfektem Timing in der Luftburg an, wo schon unser wohlverdienter Radler wartete.

Die Strecke bietet sich mit seinen 13 Kilometern sehr für einen Wochenendausflug an. Auch Kinder kommen auf Ihre Kosten, denn am Weg liegen mehrere Spielplätze und eine Rodelbahn mit extra Schneekanone.

Normalerweise würde ich auch angeben, ob und wie viele Geocaches auf dem Weg zu finden sind, aber leider haben wir uns so oft verquatscht, dass ich darauf komplett vergessen habe. Laut Geocaching-Karte warten aber vier bis fünf auf dich.

Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den nächsten Ausflug 🙂